Lichtjahre (Takimo 2)

Der Weltraum ist so unvorstellbar groß, dass Längeneinheiten wie Meter oder Kilometer völlig unzureichend sind. Deshalb hat die Astronomie das Längenmaß “Lichtjahre” eingeführt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Da das Licht in einer Sekunde 300 000 km zurücklegt, sind das im Jahr 9,46 Billionen (9 460 000 000 000) km, also ein Lichtjahr. Mit einem solchen “Maßband” wird nun der Weltraum vermessen, aber eigentlich ist auch dieses “Maßband” noch viel zu klein.

Ein Gedankenexperiment: Wenn man den Weltraum im Maßstab 1:10 Milliarden verkleinert, entsprechen 10 Zentimeter unseres Modells 1 Million Kilometer im wirklichen Raum.

Die Sonne ist jetzt nur noch eine leuchtende Honigmelone. Merkur ist ein Sandkorn in 5 Meter Entfernung, Venus und Erde sind so groß wie der Kopf einer Stecknadel und 10 bzw. 15 Meter von der Sonne entfernt. Mars schwebt als Mohnsamen im Abstand von 23 Metern um die Honigmelone, aber Jupiter ist schon fast so groß wie eine Kirsche, allerdings 80 Meter weit weg. Saturn ist nicht viel kleiner, aber doppelt so weit entfernt, Uranus eine Erbse in fast 300 Metern, Neptun eine mickrige Erbse in 450 Metern und schließlich Pluto, ein weiteres Staubkörnchen, in 600 Metern Abstand von unserer Spielzeugsonne.

Unsere Nachbarsonne, Proxima Centauri, wäre in diesem Maßstab 4100 km entfernt. Wollte man im selben Maßstab unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, als Modell nachbauen, dann dürften wir auf der gesamten Eroberfläche noch etwa 20 weitere Melonen (=Sonnen) verteilen. Da aber unsere Galaxis aus etwa 100 Milliarden Sonnen besteht, hätten wir ganz schnell ein Platzproblem.

Ein anderes Gedankenexperiment: Würden wir uns auf einen Lichtstrahl, anstatt wie Münchhausen auf eine Kanonenkugel setzen, und eine Reise von der Sonne Richtung Erde beginnen, dann würde folgendes passieren:

Merkur haben wir schon nach drei Minuten passiert, Venus nach 6, die Erde nach 8 und Mars nach 13 Minuten. Eine halbe Stunde später taucht Jupiter auf, und noch eine Stunde später Saturn. Uranus passieren wir nach insgesamt 2 ¾ Stunden und Neptun nach 4 ½. Nach 6 Stunden fliegen wir an Pluto vorbei und verlassen unser Sonnensystem für immer. Dann wird über vier Jahre nichts passieren, bis wir den nächsten Fixstern (=Sonne), Proxima Centauri, erreichen. Proxima Centauri ist nämlich über 4 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt. Dann ist jahrelang wieder nur Raum um uns, bis wir nach 9 Jahren am Fixstern Sirius vorbeifliegen. Und so geht es weiter, alle paar Jahre mal ein Stern.

Die Reise auf dem Lichtstrahl, einmal quer durch unsere Galaxis, wird 100 000 Jahre dauern. Dann kommt nur noch Raum … bis wir endlich nach 2,5 Millionen Jahren die nächste Galaxie erreichen, Andromeda. Sie ist 2,5 Millionen Lichtjahre von unserer Galaxis entfernt. Alle paar Millionen Jahre passieren wir eine andere Galaxie, bis wir nach 50 Millionen Lichtjahren die Sombrero Galaxie erreichen.

Die Sombrero Galaxie (Foto NASA und Hubble Heritage Team)

Die Sombrero Galaxie (Foto NASA und Hubble Heritage Team)

Wer die Lust am Reisen noch nicht verloren hat, der kann 15 Milliarden (15 000 000 000) Jahre weiter fliegen und ist dann endlich dort, wo heute die Astronomen mit ihren Fernrohren hinschauen können.


Weiter zu:   Planetenentstehung   〉〉〉